Sei dein eigener Lebensstil!

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört, mich meiner freien Zeit zu berauben,
und ich habe aufgehört, weiter grandiose Projekte für die Zukunft zu entwerfen.
Heute mache ich nur das, was mir Spaß und Freude macht,
was ich liebe und was mein Herz zum Lachen bringt,
auf meine eigene Art und Weise und in meinem Tempo.
Heute weiß ich, das nennt man EHRLICHKEIT.
— Charlie Chaplin

Schubladendenken und andere gesellschaftliche Hobbys

Wir INFJs fühlen uns immer anders. Wir nehmen die Welt ganz anders wahr als andere und wissen oft nichts mit all den Eindrücken oder anderen Leben anzufangen. Schon gar nicht, wo wir zwischen all den Meinungen und Nischen unseren Platz finden sollen. Oft fühlen wir uns nirgends wirklich dazugehörig, fühlen uns wie Aliens auf einem fremden Planeten.
Jeder INFJ oder Introvert kann das bestimmt nachvollziehen. Womöglich hast auch du das Gefühl schon erlebt - auch wenn du zu einem anderen Persönlichkeitstypen gehörst. 
Wir wollen dazugehören und doch gehen uns die Grenzen, die damit einhergehen, auf den Keks. Unsere Gedanken werden von all dem Input geflutet, den das World Wide Web und die Gesellschaft so mit sich bringen. Ich werde das Gefühl nicht los, dass viele mich einfach von ihrem Leben überzeugen möchten - dass ihres das Beste ist und Ideale vorgibt, nach denen ich mich bitte richten soll. Ich will nicht alle über einen Kamm scheren, aber so kommt es bei mir an. Wenn ich zum Beispiel all die Minimalisten sehe, die mir aufzählen, warum es so super ist, wenig zu besitzen und sich von allen (unnützen) Zeug zu verabschieden, setzt mich das immer unter Druck. Was ist so falsch an meinem kreativen Chaos? Muss meine Wohnung wirklich aussehen, wie aus einer Design-Zeitschrift? Ja okay… eine Grundordnung zu haben, ist wichtig, denn ich laufe in meinem kreativen Schaffen schnell Gefahr, in diesem Chaos zu versinken und Dinge zu vergessen oder aufzuschieben. Das ist eindeutig eine Schwäche von mir. Dennoch steht es außer Frage, mich von 80 Prozent meiner Sachen zu trennen, nur um mich “leichter zu fühlen” und “in” zu sein. Versteht mich nicht falsch. Ich bewundere all die Menschen, für die Minimalismus funktioniert - die Klarheit und Ordnung in ihrem Leben halten können. Für mich tut es das aber nun mal nicht. Und ich sehe mich auch nicht als deren Zielgruppe. 60 Prozent meiner Sachen brauche ich für meinen Job. Ich arbeite als Mediengestalter bei einem Onlineshop für Bastelmaterial. Da bleibt es nicht aus, dass Künstlerbedarf in meine Wohnung einzieht. Anderes Beispiel: Veganer. Eine Bewegung, die ich wirklich gut finde und es jeder so machen kann, wie er möchte. Worauf ich aber allergisch reagiere, sind die Leute, die mich davon überzeugen wollen, ebenfalls Veganer zu sein und mir dann strickt vorgeben, was ich darf und nicht darf. Kann ich das nicht selbst entscheiden? Zumal vertrage ich weder Rohkost noch Soja besonders gut. Warum soll ich vermehrt das essen, wo ich weiß, es geht mir schlecht damit? Ich bin definitiv dafür, auf das Tierwohl zu achten und esse wenig Fleisch. Aber es muss doch mir überlassen bleiben, mein Leben so zu gestalten, wie es mir gut tut.
Mit den sämtlichen Algorithmen von Instagram und Co. fange ich am besten gar nicht erst an. Ich weigere mich, diese Trends zu bedienen. Ist eine Aufmerksamkeitsspanne eines Toastbrots wirklich erstrebenswert? Ich weiß ja nicht. Ich habe mich dazu entschieden, mein Ding zu machen und weiß, dass es die richtigen Menschen erreichen wird.

Wir INFJs mögen die Freiheit, uns ausleben und entdecken zu können, am liebsten aus unseren eigenen vier Wänden heraus. Was mich persönlich angeht, stresst mich der Blick auf das Leben, Erfolge und Schubladen anderer. Ich habe immer das Gefühl, als passe ich einfach nicht dazu. Ich möchte einfach mehr sein, als die Dinge, die mir solche Regeln und Ansichten auferlegen. Ich bin ein kreativer, queere Geschichten schreibender, Süßkram liebender, von Musik emotional beeinflusster und im kreativen Chaos lebender, spiritueller Freigeist mit Bewegungsdrang und einem Blick für das Schöne. Ich bin Autorin, Bastlerin, Designerin, unbeabsichtigter kostenloser Therapeut für mein Umfeld, Wanderer und Lebenskünstlerin auf meine Art. Manchmal bin ich auch komisch. Müsste ich meinen kreativen Stil benennen, bekäme ich Schwierigkeiten, weil ich das nicht auf den Punkt bringen könnte. Kreativ und frei? Entropische Kreativität? Ich habe mir nicht viel aus dem Physikunterricht gemerkt, aber das schon. Vielleicht weil ich mich indirekt damit identifiziere… Entropie ist ein Maß für die Unordnung in einem System. Also das Streben der Teilchen nach ihrem höchsten Unordnungsgrad. Wenn ich mich in meiner Wohnung so umsehe, passt das schon ganz gut. Was nicht heißen soll, dass es bei mir schludrig und dreckig ist. Aber es herrscht eben ein Grundchaos, mit dem auch wirklich nur andere kreative Geister etwas anfangen können. Was ich eigentlich damit sagen will, ist Folgendes: Wir nehmen die Welt und unser Leben aus unseren Augen wahr. Wir interpretieren alles, was auf unsere Netzhaut trifft und in unser Denkzentrum kommt. Vermutlich ist alles, was wir sehen, eine Illusion, geschaffen von uns selbst. Und da liegt die Gefahr, gerade für Menschen, die mit ihrer Vision Geld verdienen wollen, oder Schwierigkeiten haben, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Ihr glaubt nicht, was für ein Fremdwort Empathie ist. Ich höre wirklich viel zu viele Geschichten, wo das leider zutrifft. Aber jeder (kreative) Mensch hat in seinem Schaffen ein wichtiges Ziel: seine Stimme und seinen eigenen Stil zu finden. Sich von anderen inspirieren zu lassen, ist nicht verkehrt. Auch ich mache das. Mein Punkt ist aber - und ich weiß, dass gerade INFJs damit kämpfen: Wenn du das Gefühl hast, du passt nirgends dazu, dann…

Sei dein eigener Lebensstil!
— Anke Rieß

Sei du selbst!

Sei dein eigener Lebensstil und mache das, was DIR gut tut, umgebe dich mit Dingen, die DIR gefallen - ob es nun in eine Schublade passt oder nicht. Mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen. Theoretisch könnte ich den Blogbeitrag hier schon beenden, denn das Wichtigste, was du von diesem Text mitnehmen darfst, ist dieser Ratschlag. Lies zu Ende und lass alles auf dich wirken, denn es gibt noch etwas sehr Wertvolles, was sich viele gar nicht bewusst sind.
Es gibt so viele Moralapostel da draußen, die ihren Stil für den heiligen Gral halten, jeden ausschließen, der nur ansatzweise davon abweicht. Ich sage: scheiß drauf! Wenn es nicht zu dir passt, dann zwinge dich nicht, etwas zu sein, womit du dich nicht wohlfühlst. Lass sie reden, denn am Ende weißt nur du, was du brauchst und was dich glücklich macht. Und das kann sich auch im Laufe des Lebens ändern. Gerade wir INFJs sind so gut darin, uns den Umständen und Menschen um uns herum anzupassen. Wenn du dir weniger einen Kopf machst, was andere denken, kann deine innere Stimme zu Wort kommen - dann wirst du wissen, was die richtigen Schritte für dich sind. Erfinde dich einfach neu. 
Das hat mir in den letzten Jahren und vor allem nach der Trennung von meinem Mann unglaublich geholfen. Ich entdecke so viele neue Facetten, die mir guttun, die aber nicht unbedingt der Norm entsprechen. Deswegen arbeite ich immerzu daran, mein Selbstwertgefühl und mein Selbstbewusstsein zu stärken, ein dickes Fell zu entwickeln, damit ich eben sicher und stolz sagen kann: Ich schreibe eine Fantasy-Trilogie mit zwei Lesben als Hauptcharaktere - na und? Wenn es keine Agentur haben will, dann gehe ich übers Selfpublishing. Ich weiß da draußen gibt es Menschen, die genau das zu schätzen wissen. Wir alle sind bunt wie das Universum selbst. Warum? Weil wir das Universum sind. Es ist schließlich wissenschaftlich erwiesen, das wir und auch alles um uns herum, aus denselben Bestandteilen bestehen, die in den Elementen da oben in der Materie im All gefunden wurden.(1) Ich bin nicht religiös und möchte auch niemanden, der es ist, seinen Glauben absprechen. Aber ich glaube an das Universum, an mich selbst und an die Menschen in meinem Leben. An das Leben allgemein. 

Foto von NASA auf Unsplash

We are going to die, and that makes us the lucky ones. Most people are never going to die because they are never going to be born. The potential people who could have been here in my place but who will in fact never see the light of day outnumber the sand grains of Arabia. Certainly those unborn ghosts include greater poets than Keats, scientists greater than Newton. We know this because the set of possible people allowed by our DNA so massively exceeds the set of actual people. In the teeth of these stupefying odds it is you and I, in our ordinariness, that are here.We privileged few, who won the lottery of birth against all odds, how dare we whine at our inevitable return to that prior state from which the vast majority have never stirred? ...
There is grandeur in this view of life, with its several powers, having been originally breathed into a few forms or into one.
And that whilst this planet has gone cycling on according to the fixed law of gravity.
From so simple a beginning endless forms most beautiful and most wonderful have been and are being, evolved.
— Richard Dawkins

Auf dieses Zitat bin ich durch einen Song von der Band Nightwish gestoßen. The greatest Show on Earth.(2) Tuomas Holopaien hat mit diesem Song ein Meisterwerk geschaffen, hält der Menschheit einen Spiegel vor, ohne aber auf das Wunder zu verzichten, was wir eigentlich sind. Das Zitat kommt am Ende des Songs und wird von Richard Dawkins (Zoologe, Evolutionsbiologe) selbst gesprochen. Das Video dazu findet ihr am Ende. Es berührt mich jedes Mal, wenn ich das höre, denn genau das ist mein Ziel mit meinem Fantasyroman, eben das aufzuzeigen: wie besonders wir sind, wie machtvoll und dass wir es für das Gute nutzen sollten, was für ein Wunder das Leben eigentlich ist und dass es viele leider nicht zu schätzen wissen.
Ich habe sehr lange damit gehadert, was der Sinn meines Lebens ist. Ich bin sehr gerne das kreative Elflein, aber da gibt es noch mehr in mir. Ich weiß es einfach. Ich habe so viel zu sagen und muss es mich nur trauen. Jetzt bin ich an einem Punkt angelangt, an dem ich sowohl körperliche auch innere Stärke besitze, um diese Stimme nach Außen zu tragen. 
Einer meiner Werte ist Authentizität und Natürlichkeit. Das versuche ich auch zu leben. Niemand ist perfekt und jeder, der etwas anderes behauptet, belügt sich selbst. Alles liegt im Auge des Betrachters und es allen recht machen, können wir es eh nicht. Von daher … Gerade uns INFJ tut ein bisschen “A-Loch-Denken” gut, denn meistens sind wir viel zu nett. Deswegen schreibe ich das Buch, welches ich gerne lesen möchte, pfeife auf irgendwelche Stile und Trends, denn das ist alles viel zu schnelllebig. Ich bin mein eigener Lebensstil und fühle mich damit verdammt wohl.

Lasst uns gemeinsam anders sein!

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Leben zwischen Farbe und Wort - intuitiv kreativ mit Mixed Media

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Der kreative innere Kompass