Wie Kraftorte uns inspirieren können

Von einer besonderen Atmosphäre umgeben, spenden Kraftorte Positivität und Stärke. Aber auch Ruhe, Erneuerung und Inspiration können wir dort finden. Egal, ob alte Bäume, Wasserfälle, Berge oder Bauwerke der Menschen, viele haben eine mystische Ausstrahlung und ziehen die Menschen regelrecht an, manche aber sind eher unscheinbar und zeigen ihre Wirkung erst, wenn wir innehalten und lauschen. Genau das ist mir im Urlaub passiert. Lest gerne selbst…

Auf dem falschen Weg

Ende August habe ich mich auf den Weg in den Harz (Mitteldeutschland) gemacht. Ich schlug mein Quartier für mein Kreativ-Retreat in der Nähe der Stadt Quedlinburg auf. Eine kleine schnuckelige Hütte direkt am Wald. Und auch wenn das Wetter anfangs nicht so toll war (nass und ein Mix aus Wind und irgendwie schwül), ließ ich es mir nicht nehmen, die Gegend zu erkunden. 

Eigentlich wollte ich zu einem See ganz in der Nähe. Ich hatte zwar vorher auf die Karte geschaut, aber schlussendlich bin ich einfach in die entsprechende Richtung losgelaufen. Dann hatte ich die Wahl: ein schmaler Weg an den letzten Häusern entlang, oder ein Wanderweg. Auch wenn der See nicht mit an den Schildern stand, bin ich den Waldweg entlang gelaufen.

Was soll ich sagen… Ich haben mich etwas unwohl gefühlt. Die ganze Atmosphäre um mich herum war schaurig schön. Immer am Hang entlang und linker Hand der Abgrund. Das war definitiv kein Märchenwald. Da ich alleine unterwegs war, wurde mir doch etwas mulmig, vor allem, weil ich sehr gut hören konnte, wie der Wind sich immer wieder durch das Tal heranpirschte. Es war trüb, es knackte, knarzte und irgendwo fiel immer mal wieder eine Eichel runter. Zudem hatte ich das Gefühl, als beobachtet mich etwas, obwohl da gar nichts war. Als sitzt mir was im Nacken. 

Ich kam an einer großen stämmigen Eiche vorbei, die direkt am Hang wuchs. Ein Teil ihres Wurzelwerks hing in der Luft und war in sich verschlungen, als hielt sie sich an sich selbst fest. Fand ich faszinierend, machte ein Foto und lief weiter.

Ich lief und lief, aber kein See. Das kam mir dann doch komisch vor. Also Google Maps gefragt. Ich war auf dem völlig falschen Weg. Ich dankte meinem inneres Gespür, dass ich doch auf die Karte geschaut habe, denn ansonsten wäre ich nur weiter in den Wald hineingelaufen. An sich halb so wild, aber es war nicht das Wetter für stundenlange Wanderungen. Also umgekehrt, ganz erleichtert, dass ich diesen Weg nicht weitergehen muss.

Der stumme Wächter

Auf dem Rückweg kam ich natürlich wieder an der besonderen Eiche vorbei. Dieses Mal hielt ich etwas länger inne und sah mir die Wurzeln genauer an, machte mehr Fotos und sah den langen Baumstamm hinauf zur Krone. 

Lao Tzu schreibt im Tao Te King im übertragenen Sinne, dass standhaft, was fest verwurzelt und flexibel, doch was spröde und starr ist, bricht. In diesem Moment glaubte ich gerne, dass die Taoisten schon eine Ahnung haben, worüber sie schreiben, dass da eine sehr gute Beobachtungsgabe dahintersteckt. Und die Eiche machte es mir in diesem Augenblick sogar vor. Sie passt sich den Umständen an, um stark verwurzelt und in der Krone flexibel zu bleiben, damit die Stürme sie nicht umreißen. 

Für mich sehr inspirierend. Zum Abschied von der Eiche habe ich einfach ein paarmal auf eine der Wurzeln geklopft. Zur gleichen Zeit kam in mir die Frage auf, ob ich denn in meinem Leben auch auf dem falschen Weg bin. Doch etwas in mir beruhigte mich und plötzlich waren die Worte “Alles wird gut” in mir. 

Ich möchte damit nicht sagen, dass der Baum zu mir gesprochen hat. Es war eher ein Aufeinandertreffen zweier Energien und die Kraft des besonderen Ortes. Plötzlich war ich mir sicher, dass wenn ich offen und kreativ im Leben bleibe und flexibel Veränderungen und Wirrungen entgegentrete, werde ich meine Verwurzelung nicht so schnell verlieren.
Am Ende habe ich mich bei dem Baum bedankt und meinen Weg fortgesetzt.

Der eigene Blickwinkel

Den ganzen Rückweg habe ich über diesen Moment an der Eiche nachgedacht. Erst viel später kam mir der Begriff “Kraftort” in den Sinn. Wenn wir dieses Wort hören, denken wir automatisch an Plätze wie Stonehenge, die Externsteine, Machu Picchu oder die Pyramiden von Gizeh. Doch es muss gar nicht so “mächtig” sein. Für jeden ist ein Kraftort etwas anderes. Es kommt auf den eigenen Blickwinkel an, wie offen wir dem Leben und der Natur gegenüber sind. Vermutlich ist diese Eiche auch nur für mich ein Kraftort, weil ich mit der Besonderheit der Wurzeln etwas in meinem Leben verbinde, was mich an meine eigenen Wurzeln erinnert. 

In meiner Qi Gong Praxis geht es auch sehr viel um Verwurzelung, über starke Beine und einen beweglichen Oberkörper (Krone). Die Bewegungen im Qi Gong sind der Natur nachempfunden, denn kaum etwas verläuft wirklich geradlinig. Ich habe mich vor dieser Begegnung schon entschieden die Ausbildung zur Qi Gong Lehrerin zu machen, doch jetzt bin ich mir umso sicherer, dass das ein Teil meines Weges ist, dass es mir hilft, immer wieder zu mir zurückzukommen. Manche Dinge im Leben fühlen sich einfach richtig an.

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