Wie kannst du kleine Atempausen in deinem Leben einbauen - kleiner Einstieg ins Qi Gong
Im hektischen Alltag stürzen wir von einer Sache zur nächsten. Unsere Köpfe sind voller Eindrücke, Sorgen, Gedanken und To-Do-Listen. Das Problem dabei: Wenn wir im Stress sind, im Alltagstrott feststecken, uns mit Sorgen und Ängsten herumschlagen, beginnen wir flacher zu atmen. Dabei ist der Atem unser wichtigstes Gut. Ohne ihn können wir nicht leben. Deswegen ist es umso wichtiger, dass wir uns in der heutigen Zeit immer öfter eine kurze Atempause gönnen und bewusst atmen. Zur Feier des Tages, dass meine Qi Gong-Ausbildung beginnt, habe ich euch ein paar kleine Übungen zusammengestellt.
Warum Qi Gong?
Die Menschen im Westen tun sich manchmal noch schwer mit östlichen Weisheiten, östlicher Medizin und Bewegungspraktiken. Dabei kommen diese nicht von ungefähr und haben oftmals jahrhundertelange Traditionen. So auch Qi Gong. Die Arbeit mit der Lebensenergie. Eine Bewegungsform, die aus China kommt und dort bereits seit 2500 Jahren als Teil der Traditionellen Chinesischen Medizin praktiziert wird. Und wenn du mich fragst: 2500 Jahre ist eine sehr lange Zeit. Also muss da doch etwas dran sein, wenn es in der Zeit immer weiter wandert. Mir begegnete Qi Gong 2017 das erste Mal. Doch es dauerte ein paar weitere Jahre, bis ich den Wert dieser Bewegungen wirklich zu schätzen lernte.
Ich kann nicht einmal genau sagen, wann es genau passierte. An einem Punkt merkten mein Körper und Geist, wie gut das tut. Mein Körpergefühl veränderte sich und ich wurde ruhiger. Auch mein Reizmagen machte immer weniger Probleme, der bei mir sehr kopfbedingt ist. Früher wollte ich einfach diese coolen Kung Fu und Tai Chi Moves lernen, einfach weil es toll aussah. Ich mache auch gerne Yoga oder Kickboxing. Doch das Gute an Qi Gong ist: Es ist prinzipiell eine sehr sanfte Bewegungsform, die zum Beispiel auch im Sitzen praktiziert werden kann.
Qi Gong hilft mir, wieder zu mir zurückzufinden, zur Ruhe zu kommen, meinen Körper besser zu verstehen und mit ihm wieder eine Einheit zu bilden - auf ihn zu hören. Auch meine Sicht auf die Welt und das Leben hat sich verändert. Ich kann wieder viel mehr die kleinen Dinge und Wunder schätzen. Gerade bin ich an einem Punkt, wo ich ganz große Faszination gegenüber unserem Leben verspüre, was für eine Besonderheit im Universum wir eigentlich sind. Ich fühle eine große Dankbarkeit, leben zu dürfen und Qi Gong hilft mir, diese Verbindung herzustellen und Dankbarkeit zu zeigen.
Und die Ausbildung?
Es gibt unzählige Stile und Schulen, religiöses, spirituelles oder medizinisches Qi Gong. Da etwas für sich zu finden, ist gar nicht so einfach. Vor allem für mich, die ja doch sehr begeisterungsfähig ist und gerne neue Sachen probiert. Ich blieb bei einem Mix aus spirituellem und medizinischem Qi Gong hängen.
Medizinisch: Bestimmte Bewegungen und Atemtechniken können auf bestimmte Organe und Körperregionen zielen und sie positiv beeinflussen. In meinem Fall merke ich es im Magen-Darm-Bereich und im Kopf. Ich habe weniger Magenprobleme und komme bewusster aus dem Grübeln oder aus der Angst wieder raus, sollte ich da doch mal feststecken.
Spirituell: Durch meine Faszination zum Leben und zum Universum kam ich zum Taoismus. Das ist weniger eine Religion, eher ein Lebensweg … eine Philosophie, zurück zu einem Leben im Einklang mit der Natur und mir selbst. Zurück zu einem Leben in Balance. Und durch manche Qi Gong Formen ist es möglich, diese Verbindung zu vertiefen, mit Bewegungen zu kommunizieren.
Tatsächlich stand eine Qi Gong Ausbildung nicht auf meiner Bucket-List. Doch wenn der Schüler bereit ist, taucht der Lehrer auf. Und diesen fand ich in Nick Loffree. Ein Amerikaner aus Idaho mit einer bewegten Lebens- und Krankheitsgeschichte. Seine Übungen und seine Herangehensweise sprachen mich an und deckten die oben genannten Aspekte ab. Er ist sehr warmherzig, ruhig und freundlich (und liebenswert nerdig ;-) ). Seine Art zu lehren ist entspannt, achtsam und bildhaft. Dabei meine ich nicht nur seine wunderschönen Übungsvideos, sondern auch seine Sprache, wenn es darum geht, sich während des Übens Dinge vorzustellen. Und wenn eines meine Stärke ist, dann mir Dinge vorzustellen.
Der Impuls, diese Ausbildung zu machen, kam tatsächlich, während ich an meiner Fantasy-Saga “Fuchsfeuer” schrieb. Dort gehört achtsame Bewegung zu einem Teil des Magiesystems. Die Mutter der Protagonistin lehrt diese Bewegungsformen ebenfalls. Da kam mir der Gedanke: “Hey… wenn ich darüber schreibe, sollte ich da nicht auch Ahnung haben, worüber und nicht nur gefährliches Halbwissen teilen?”
In einem kurzen Dialog mit mir selbst habe ich beschlossen, mich weiterzubilden und tiefer in das Thema einzutauchen. Ob ich jemals wirklich umfangreiche Kurse geben werde, will ich jetzt noch nicht festlegen. Ich möchte einfach erst einmal tiefer in das Thema eintauchen.
Atemübung - Lenke den Atem
Stelle dich schulterbreit aufrecht hin, die Knie leicht gebeugt, sodass dein Steißbein etwas gen Boden sinkt. Lege deine Hände auf den Unterbauch. Komme bewusst bei dir an, schaue wie dein Körper sich heute anfühlt. Schließe dabei die Augen, wenn du möchtest. Wie ist dein Atem? Flach? Tief? Stoßweise? Hebt sich die Decke deines Bauches? Kannst du in den Brustkorb atmen? Egal wie es gerade ist, nimm es an, sei es dir einfach bewusst.
Jetzt beginne die Hände vor dem Körper hinauf zu führen. Handflächen nach oben, Finger zeigen zueinander. Die Ellenbogen beugen sich dabei. Lass die Hände bis ungefähr zum Kinn gleiten. Drehe sie dort nach unten und lasse sie wieder hinabgleiten bis zu deinem Unterbauch.
Wiederhole diese Übung. Wenn du die Arme nach oben gleiten lässt, atme tief ein. Wenn möglich - lass den Mund dabei geschlossen und Atme durch die Nase. Erst in den Bauch, dann in die Brust. Mit der Bewegung deiner Arme und Hände kannst du diesen Weg deines Atems unterstützen - es hilft dir bewusster zu atmen. Bist du am Brustkorb angelangt, drehst du die Handflächen wieder nach unten, atmest erst im Brustkorb aus und dann im Bauchraum. Wiederhole das noch ein paar Mal. Atme tief und lass dich dabei von den Bewegungen leiten. Nach oben ein, nach unten aus.
Mach die Übung so oft du magst und solange es sich für dich gut anfühlt. Ein guter Richtwert liegt bei 5-6 Wiederholungen.
Anschließend sinken deine Arme wieder locker neben deinen Körper. Atme einmal ein und aus. Dann kannst du mit der nächsten Übung weitermachen. Sie funktioniert wie die vorherige, doch gleiten deine Arme auf Brusthöhe auseinander, sodass deine Arme gestreckt zur Seite zeigen. Bis hierhin atmest du ein. Beim Ausatmen, führst du die Arme wieder zusammen und lässt sie anschließend in Schulterbreite herabsinken. Wiederhole die Übung ebenfalls 5 - 6 Mal. Sollte es dir nicht möglich sein, so langsam zu atmen, passe deinen Atem an und lasse ihn natürlich fließen. Alles kann - nichts muss!
Lass die Arme wieder für einen Moment neben dem Körper hängen und atme einmal ein und aus. Dann geht’s weiter.
Beginne nun leicht auf und ab zu wippen und deinen Körper auszuschütteln. Die Füße bleiben dabei am Boden. Lass alles locker und schüttle deinen Körper durch. Die Vibration, die hierbei entsteht, sorgt für Entspannung in Körper und Geist. Diese Übung eignet sich auch wunderbar beim Fernsehen. Einfach hinstellen und schütteln. Dabei können auch die Knie leicht gebeugt werden, denn der Impuls des Schüttelns kommt aus den Beinen. Atme hierbei tief ein und aus dem Mund wieder aus, lass alles Angestaute und Druck los. Fun Fact: Diese Übung hat mir meine ehemalige Zahnarztschwester empfohlen, weil sie auch - regelmäßig gemacht - den Kiefer etwas entspannen kann.
Wiederhole auch diese Übung einige Male vielleicht sogar eine Minute lang. Dann komme zur Ruhe und spüre nach. Stehe ruhig, schulterbreit mit leicht gebeugten Knien. Atme jetzt ganz normal weiter. Wie fühlst du dich? Wie fühlt sich dein Körper an? Spüre nach.
Abschließend drehe deine Handflächen nach außen und hebe die gestreckten Arme mit dem nächsten Einatmen über die Seiten bis über deinen Kopf. Lass die Handflächen wieder nach unten zeigen und mit dem Ausatmen gleiten die angewinkelten Arme vor dem Körper wieder hinab bis zu deinem Unterbauch. Wiederhole die Übung sooft du magst. Sie hilft dabei nicht so verkopft zu sein, denn die Abwärtsbewegung kann dabei unterstützen, überschüssige Energie aus dem Kopf in die Beine zu leiten, um sie dort der Erde zu übergeben.
Hast du diese Übung beendet, lege gerne abschließend die Handflächen übereinander auf deinen Unterbauch. Atme noch einmal bewusst ein und aus und schließe für dich diese kleine Atempause ab.
Wiederhole sie gerne, wann immer du dich gestresst oder müde fühlst. Vielleicht baust du sie auch vor einer Kreativ-Session ein, um bei dir und deiner Kunst anzukommen. Ich habe dir zu Verbildlichung auch ein kleines Video aufgenommen. Wenn du nicht alle Übungen machen möchtest, dann suche dir ein Element heraus oder du stellst dich einfach für ei paar Minuten aufrecht hin und atmest ruhig und gleichmäßig. Hauptsache du nimmst dir einen Moment, um bei dir anzukommen.
Viel Freude beim Ausprobieren.
Für mehr Informationen zu Nick Loffree: https://www.nickloffree.com/
Sein neuestes Video: https://www.youtube.com/watch?v=6hic6--H-70&t=953s
