Über die Angst vor der Kunst und die Magie von Schreibübungen

Aller Anfang ist schwer

“Und wie geht es jetzt weiter?", frage ich den kreativen Teil meines Kopfes, während ich auf die Szenenüberschrift meines Romans starre. Leider antworten mir meine Kreativität und Inspiration nicht, während ich nur dasitze und mich ärgere, dass ich nicht weiterkomme.
“Zu warten, bis dich die Muse küsst, bringt rein gar nichts”, erklingt meine innere Stimme. “So funktioniert Inspiration nicht.” Da hat sie leider recht. Für mich ist Inspiration eine Reaktion, die abläuft, während ich mich kreativ beschäftige, oder meinem Geist anderen Input zuführe. Sei es durch Bewegung, Musik oder den Austausch mit anderen. Es ist eine Reaktion auf das, was ich tue. Wenn ich also nur da sitze und vor mich hinstarre, passiert bei mir meistens rein gar nichts. Wenn kein Input für deinen kreativen Geist kommt, worauf soll die Inspiration dann reagieren? Schon Asterix und Obelix sangen “Appetit kommt beim Essen.” So geht es mir vor allem beim Schreiben. Ideen kommen beim Schreibprozess selbst. Das merke ich sogar jetzt gerade, während ich diesen Blogartikel schreibe. Es ist 7:32 Uhr und ich hatte mir vorgenommen, den Beitrag heute morgen zu schreiben. Und was ist passiert? Ich hatte keine Lust, weil ich keinen guten Einstieg für das Thema fand. Ich wollte es noch einmal vertagen, um im Laufe des Tages darüber nachzudenken. Vielleicht kommt mir da ja eine Idee. Dieser Plan überzeugte mich nicht wirklich. Also zählte ich bis Fünf und setzte mich einfach an meinen Blogartikel. Ich begann ein paar schnöde Einleitungssätze zu schreiben.
“Am 26. Mai traf sich unsere Autorinnen-Schreibgruppe.” Immerhin schrieb ich etwas, auch wenn ich wusste, dass dieser Teil nicht am Anfang kommen sollte. Dann fiel mir unabhängig davon ein weiterer Gedanke zu.
“Wie geht es weiter?”, fragte ich mich nicht nur hier, sondern auch regelmäßig in meiner Story. Im selben Atemzug fiel mir ein, was der finnische Concept-Artist Mikko Eerola in einem seiner Illustrationsvideos über die Problematik mit den Ideen und die Angst vor der Kunst erzählt hat. Die Kreativität scheint jedes Mal abzuwarten, ob du dich deinen Ängsten stellst, bevor sie überhaupt in Erwägung zieht, mit dir zu arbeiten. Momentum aufzubauen, hilft dabei, die gewünschte Reaktion, in der eine Idee entsteht, aufzubauen. Das entsteht aber nicht, wenn du nur dasitze. Sei es beim Malen durch Skizzen oder Thumbnails beziehungsweise als Autor einfach zu schreiben, auch wenn es nur kleine Übungen sind oder du diesen Teil bei der späteren Überarbeitung vielleicht rausschmeißt. 

Wenn ich vor einer leeren Leinwand sitze, kann ich meisten keinen einfachen Strich zeichnen, denn dann sehe ich all die Bilder vor mir, die ich bereits gemalt habe und kann nicht wirklich glauben, dass ich dieser Künstler bin, dass es mir möglich ist, so etwas zu verwirklichen. Vor einem neuen Projekt vergesse ich jedes Mal, dass ich diese schwierige Aufgabe lösen kann. [...]
— Concept-Artist Mikko Eerola

Wann immer ich kreativ festhänge, kommen mir seine Worte in den Sinn. Ich finde hier ist es auch egal, ob du zeichnest oder schreibst. Diese Ängste und Probleme kennen alle kreativen Menschen. Manchen fällt dieser anfängliche Prozess vielleicht leichter, aber ich erkenne mich in Mikkos Worten jedes Mal wieder. Manchmal kann auch ich nicht glauben, dass all diese kreativen Sachen aus mir herausfließen. Dann frage ich mich immer, woher das alles kommt und wie ich das gemacht habe. Dann verkrampfe ich und weg ist die Leichtigkeit des Prozesses. Ich mag es sehr, wie er von Kreativität und Inspiration als eine Art eigenes Bewusstsein spricht. Als wären sie eigene Charaktere in deiner Geschichte, mit denen du zusammenarbeiten musst, um zum Ziel zu gelangen. Sich auf die Fragen zu fokussieren, die in einem aufsteigen, statt nach Antworten zu suchen, ist immer ein guter Ansatz. Denn wo keine Fragen sind, können auch keine Antworten entstehen. Ohne Problem keine Lösung. Und wir sind hier, um sie zu finden.
Genau das ist der Grund, warum ich mich nicht auf eine kreative Ausdrucksform festlegen kann, ich den Namen “zwischen Farbe und Wort” gewählt habe. Da gibt es so viel kreative Magie dazwischen. Alles ist Energie und reagiert miteinander, auch das Kreativsein. Mir kommen beim Malen Ideen für meine Geschichten oder andersherum. Hauptsache ich tue etwas und warte nicht darauf, dass mir etwas zufliegt. Wenn in mir schließlich Bilder auftauchen, höre ich auf meine Intuition und wähle die Ausdrucksform, mit der ich in diesem Moment am besten kommunizieren kann, auch wenn mich vor jedem Neuanfang die Angst packt. Wirklich den Schritt zu wagen, diese Gedanken umzusetzen und auszudrücken, ist immer eine Herausforderung. Ich finde es jedoch jedes Mal faszinierend, wie alles Hand in Hand geht.

In der Kreativität ist nichts garantiert. Die Risiken sind nicht sonderlich hoch, aber die Angst vor der Kunst ist real. Kunst ist nicht für die Schwachen. Kunst ist für die Mutigen. [...] Dabei hilft es einfach anzufangen und nicht zu warten, bis die Angst vorübergeht. Auf den perfekten Moment oder die geniale Idee zu warten, bringt nichts. Fang einfach an! [...] Sobald du den schwierigen Part des Anfangs überstanden hast, möchtest du einfach weitermachen. [...] Du hast schließlich eine Geschichte begonnen und willst wissen, wie sie ausgeht.
— Concept-Artist Mikko Eerola

So ist es nicht nur bei diesem Blogbeitrag, bei dem ich nun doch über ein anderes Thema schreibe, als ursprünglich vorgenommen, sondern auch bei meinem Roman. Ich bin keine Autorin, die sehr viel outlined, bevor sie loslegt. Ich habe natürlich einen Plan, wo es hingehen soll und wichtige Punkte für den Verlauf der Geschichte. Aber die Lücken dazwischen müssen auch gefüllt werden. Das sind dann die Details, wo sich die Story beim Lesen natürlich und mit Leichtigkeit entwickelt. Aber gerade diese Punkte fallen mir niemals - wirklich niemals - vorher ein. Da kann ich so viel grübeln wie ich will. Diese Brücken muss ich immer erst noch bauen.
Ich bin nun im Mittelteil angekommen und der ist für viele Schreibende eine echte Hürde. Dür mich auch. Eben weil es dort oftmals noch eine Menge Ungereimtheiten, Fragen und Hürden zu nehmen gilt, um zum Ende zu gelangen. Das ist für die meisten dann wieder ganz klar. Auch ich habe eine genaue Vorstellung, wie der erste Band enden soll. Doch der Weg ist weit und wird auch nicht kürzer, wenn ich mich immer darauf versteife, was die Leser denken und dass es nicht gut ist, anstelle dem Momentum zu vertrauen. In erster Linie schreibe ich die Geschichte, die ich gerne lesen würde und daran halte ich mich immer wieder fest.

Bester Schreibspot mit Blick auf das Wernigeröder Schloss. Auf dem Bildschirm zu sehen: der Cast von “Fuchsfeuer”.

Schreibübungen - die Skizzen des Autors

Wo Mikko Thumbnails gemacht hat, um in den Flow zu kommen, setzen wir Autoren uns an kleine Schreibaufgaben. Deswegen finde ich unsere Schreibtreffen so wertvoll. In unserer Textoase wird sich ausgetauscht, geschrieben und inspiriert. Eine Schreibaufgabe oder Übung gibt es mindestens bei jedem Treffen. Dieses Mal war die Aufgabe folgende:

“Schreibe ein banales Ereignis in zwei unterschiedlichen Genres.”

Als ich Anfang Mai für ein langes Wochenende zum Schreiben im schönen Harz war, wurde mir wieder bewusst, dass ich gerne eine Geschichte schreiben würde, die dort spielt. Es gibt dort so viel Kultur, Mystik, Sagen von Hexen, Zwergen und Teufeln. Es ist eine perfekte Gegend für eine urbane Fantasygeschichte. Tiefe Wälder, mittelalterliche Städte, geheimnisvolle Orte. Daraus muss sich doch etwas kreieren lassen. Aber bisher waren meine ersten Versuche gescheitert. Ich konnte mich für keine der Ideen wirklich begeistern - beziehungsweise war mir nie wirklich klar, was ich themenbezogen erzählen möchte. Je mehr ich mich entwickelte, umso mehr kristallisierten sich auch die Themen heraus, die ich mit der Welt teilen möchte. Deswegen startete ich bei der Schreibaufgabe einen neuen Versuch, meine innere Ideenschmiede anzufeuern. Die Szenen, die ich bisher über den Harz in unseren Schreibtreffs geschrieben habe, gefielen mir immer.
Ich entschied mich also für folgende banale Szene, einen Weg, den ich jeden Morgen in meinem kleinen Schreib-Retreat gegangen bin.

 Auf zum Konditor in Wernigerode (Harz) - Backwaren kaufen.

Als Genres habe ich einen urbanen Fantasy Thriller gewählt und mich an Sci-Fi versucht. Ich mag beide Szenen sehr gerne und als ich nach dem Schreibtreff noch etwas an ihnen gefeilt habe, kamen mir viele weitere Ideen. Bilder und Gedanken tauchten in meinem Kopf auf, wie eine solche Story aussehen könnte, was daraus werden würde, wenn ich beide Genres und Ansätze in den Szenen zu einer Story mischen würde. Und plötzlich kamen Fragen auf: Was wäre, wenn ich diese beiden unterschiedlichen Welten begegnen würden? Was wäre, wenn die Charaktere aus beiden Szenen der Cast der Story wären und das Abenteuer gemeinsam bestreiten würden? Welche Geheimnisse würden sie lüften? Geht es wirklich um Zeitreise oder sind es Weltenwanderer? Und schwubbs ließ mich der Begriff “Wanderer” nicht mehr los und eine Hasenhöhle öffnete sich.
Ich habe die Magie des kreativen Prozesses wieder am eigenen Leib gespürt, was eine einfache Schreibaufgabe alles auslösen kann. Diese Ideen kamen nur zu mir, weil ich mich hingesetzt und in einem freien Rahmen mit einem kleinen Impuls einfach geschrieben habe. Und das hat etwas in Gang gesetzt.
Bist du auch auf der Suche nach neuen Ideen oder hängst du fest? Dann versuche dich doch einfach mal an der oben stehenden Schreibaufgabe und schau, was da aus dir sprechen möchte. Es kann sich wirklich lohnen.

Zum Abschluss möchte ich dir meine Szenen natürlich nicht vorenthalten. Je öfter ich sie lese, umso mehr Fragen tun sich auf und Ideen kommen. Auch wenn es gerade noch wenig Sinn macht und es nur Fetzen sind… Ich liebe diese Magie. Ich werde euch in einem nächsten Beitrag mehr darüber berichten. Dann beschäftigen wir uns näher mit den Szenen und ich zeige euch, welche Fragen sich mir daraus ergeben, woraus ich eine Geschichte spinnen könnte. Vielleicht finden sich bis dahin auch die wichtigsten Fragen: Was? Wer? Warum? Wie?
Aber jetzt wünsche ich dir viel Spaß mit den Szenen. Wir lesen uns bald wieder.

Marktplatz Wernigerode mit Rathaus

Urban Fantasy Thriller 

 Es ist still. Verdammt still. So sollte das nicht sein. Die bunte und lebendige Stadt am Rand des Harz war niemals menschenleer. Normalerweise schoben sich Schwärme von Touristen über die Kopfsteinpflaster. Wie ein Bienenschwarm summen mir die Stimmen im Ohr. Doch heute muss ich mich korrigieren. Ich bin alleine in der Gasse. Nebelschwaden gleiten um meine Füße, winden sich immer enger, als wollen sie mich zu Fall bringen. Sie verschlucken nicht nur jedes Geräusch, sondern auch meine Sicht. Auch wenn ich den Weg schon so oft gegangen bin, kann ich nur erahnen, in welchen der Fachwerkhäuser die Bäckerei liegt. Mir ist alles andere als nach süßen Teilchen. Deswegen bin ich heute aber auch nicht auf den Weg dorthin. Ich atme einmal tief durch und setze achtsam meinen Weg fort. Lautlos, als schwebe ich, versuche ich mich durch meine Intuition leiten zu lassen. Diese sagt mir eindeutig, dass ich nicht so alleine bin, wie es vielleicht den Eindruck erweckt. Und genau deswegen muss ich die Bäckerei erreichen, bevor es zu spät ist, bevor sie mich finden und mich mit sich ziehen. Hier in den tiefen Bergwäldern ist ihr Reich. Kreaturen so alt wie die Welt und so Weise wie das Universum. Ihre blinden Augen sind überall, auf der Suche nach der nächsten Rachemöglichkeit für das Leid, was ihnen widerfahren ist. Wer aber versucht ihr Geheimnis zu lüften, wird des Erdbodens gleich gemacht. Ich versuche mich als Künstlerin so unauffällig wie möglich zu verhalten, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass sie genau wissen, wer ich bin, wo ich mich aufhalte und was ich mache.
Ein krächzendes Lachen.
Ein Knacken.
Es klingt noch weit entfernt, aber ich weiß, das täuscht.
Mein Nacken verspannt sich, als packen sie bereits zu. Ich beschleunige meine Schritte. Hier muss die Bäckerei irgendwo sein. Blind laufe ich durch den Nebel, versuche mein Ziel mit einem meiner anderen Sinne aufzunehmen. Ich atme einmal den Geruch um mich herum ein. Neben modriger Feuchte, Schwefel und Ruß steigt mir noch ein anderer Geruch in meine Nase. Kräuter. Frisch gebackenes Kräuterbrot. Ich lenke meine Schritte in diese Richtung.
Wieder dieses hässliche Lachen.
Dann ein Geräusch, als kratzt jemand mit Kreide über eine Tafel.
Mir läuft es eiskalt den Rücken herunter. Ich weiß sie sind hinter mir, aber ich blicke nicht zurück. Ich möchte sie nicht sehen. Ich darf sie nicht ansehen. Ich möchte nicht eines ihrer Opfer sein. Dabei habe ich mir bisher gar nichts zu Schulden kommen lassen. Oder doch? Vielleicht wissen sie etwas, was mir bisher verborgen geblieben ist.
Gerade als ich einen Zahn zulegen will, greifen mich zwei starke Arme und zerren mich nach rechts weg. Bevor mir ein Laut des Schrecks über die Lippen kommt, wird mir der Mund zugehalten.
“Bist du von allen guten Geistern verlassen? Wie kannst du dich nur an Walpurgisnacht raustrauen? Du weißt, das ist ihr Tag”, zischt mir eine bekannte Stimme ins Ohr. Erleichtert atme ich aus und winde mich aus den Armen des Bäckers.
“Das weißt du genau, Timo”, sage ich mit einem prüfenden Blick zum Fenster. Der Nebel ist so dick und zäh, dass ich Schemen darin zu erkennen glaube. Ich erwarte jeden Augenblick, dass sich eine entstellte Fratze gegen die Scheibe drückt. “Ich brauche dein Kräuterbrot. Ich verstehe immer noch nicht wieso, aber das hält die Hexen ab.”
“Nimmst du diese Kräuter zu dir, zeigst du dich als ein Teil von ihnen. Diese Kräuter sind selten und entfalten ihre Wirkung erst beim Backen. Der Duft der Unendlichkeit beruhigt nicht nur uns, sondern tröstet auch die Geister des Vergangenen.”
“Wirklich?” Plötzlich tun mir diese Wesen leid, die womöglich ebenso wenig aus ihrer Haut können wie wir. Ich würde sie gerne besser verstehen, ihr Geheimnis und den wahren Grund für ihre Aggressivität kennen. Aber das geht nicht. Das würde für mich den Tod bedeuten.
Niemand darf hinter den Schleier blicken.
Niemand.

 

Science Fiction

 “Was ist das denn bitte?”, keucht Elena, als wir unsere Augen nach der Zeitreise wieder geöffnet haben. “Das ist ja voll die Reizüberflutung.”
Als der Schwindel der Zeitreise nachlässt und sich auch die letzten Energiewolken aufgelöst haben, schüttle ich einmal meine Gliedmaßen durch, ob noch alles dran ist. Zeitreisen sind unberechenbar und ich möchte mich nicht von einem Arm oder Bein trennen, nur weil ich unachtsam bin. Als alles an seinem Platz ist und mein Körper so funktioniert, wie er soll, wende ich mich unserer Mission zu. “Na so schlimm ist es nun auch nicht”, erwidere ich mit einem Blick auf die holografische Anzeige, die über meinem schwarzen Handschuh schwebt. Das kaum hörbare Piepen sagt mir, dass wir unserem Ziel sehr nahe sind, wobei es fast in dem Stimmengewirr um uns herum untergeht. “In den analogen Schriften haben wir doch gesehen, was uns erwartet.”
“Ja schon… aber…” Meine Partnerin sieht sich fassungslos um. “So viele Menschen. Und die Häuser … so bunt. Keine einzige glattgeputzte Fassade… keine großen Fensterfronten. Und wo sind die violett-pinke Neonlichter oder schwebenden Fortbewegungsmittel? Und was liegt hier alles für Zeugs rum?”
“Das sind ganz normale Waren. So war das im 21. Jahrhundert. Tu nicht so, als wüsstest du das nicht. Ich glaube, hier ist nicht alles und jeder in einem Computersystem gespeichert”, fahre ich Elena an. “Einmal nicht auf Schritt und Tritt kontrolliert zu werden, ist eine Erleichterung.” Doch in einem Punkt muss ich ihr Recht geben. All die Menschenmassen sind doch nicht normal. In Pulken schieben sie sich durch die Gassen und stören obendrein noch mein Signal. Ich drehe mich so, dass es niemand sehen kann.
“Lass uns ja schnell diese Bäckerei finden”, murrt Elena und sieht sich um. “Warum schicken die uns eigentlich in eine andere Zeit, um Brot zu holen? Und wieso brauchen wir eigentlich ein Kräuterbrot? Wir können uns doch eines materialisieren.”
“Technik hier und Technik da. Es geht um das Rezept. Wir brauchen seine inhaltlichen Bestandteile, damit wir es korrekt reproduzieren können. Die Kräuter darin sind heilig und voll mit wertvollen Inhaltsstoffen, die in unserer Zivilisation wohl verschwunden sind.” Und das wundert mich gar nicht. Hier ist alles lebendig: nicht nur die Menschen, auch die Natur. Die Freiheit und Ursprünglichkeit, die alles umgibt, lässt mich seit langem wieder richtig durchatmen. Die Enge, die ich in unserer Zeit zwischen den tiefen Häuserschluchten spüre, löst sich. “Ich habe unsere Wissenden so verstanden, dass wir dringend diese rohen Stoffe brauchen, damit wir unseren Ursprung nicht verlieren.”
“Hm… Ich weiß. Der Tenor ist, dass wir uns nicht mehr so stark von den künstlich hergestellten Lebensmitteln ernähren sollen. Die Sterberate ist extrem hoch. Auch wenn unser Obermotz es anders aussehen lassen will.”
Ich kann nur nicken. “Die Oberklassen wollen davon nichts wissen und finden andere Gründe dafür, aber als Wanderer wissen wir es besser. Vielleicht finden wir auch noch ein paar Bücher diesbezüglich. Wenn ich mich hier so umschaue, sollten wir vielleicht eine Weile hierbleiben, um diese Zeit zu erforschen.”
Elena sieht nicht begeistert aus. “Nicht so schnell, Schätzchen. Weißt du denn, wie uns diese Zeit bekommt? Nachher verrecken wir an diesem Brot. Dann haben wir auch nichts gekonnt.”
“Erstens, bin ich nicht dein Schätzchen, sondern deine Wanderpartnerin. Zweitens, hätte uns der Wissende Kobalt nicht in ein Selbstmordkommando geschickt. Dafür ist unsere Mission zu wichtig. Wir müssen ihm und seinen Kollegen vertrauen, wenn wir überleben wollen.”
Elena seufzt schwer und lässt ihren Blick noch einmal durch die Gasse schweifen. Niemand scheint uns wirklich wahrzunehmen. Alle sind mit ihrer eigenen Reise beschäftigt. “Na schön P a r t n e r i n… machen wir einen Schritt nach dem anderen. Gehen wir Brot holen. Ich denke derweil über meine letzten Worte nach.”
Ich stoße einmal geräuschvoll die Luft aus und prüfe die Anzeige. Dann packe ich Elena am Handgelenk und ziehe sie mit mir. “Gut. Es ist nicht weit. Wir müssen hier entlang.”


Wer sich zum Schluss das ganze Video von Mikko einmal ansehen möchte, darf nun den folgenden Link klicken…
Overcoming ART FEARS [PROCREATE Process]

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